KEEP ME IN MIND

In der Performance KEEP ME IN MIND werden die Lebensgeschichten von Benjamin Ginzburg, Miriam Kremin, Josef Künstlich, Ester Liber, Leakadia Szlak, Siegfried Teller und Sara Zamir, sieben Überlebenden der Shoa, weitererzählt. Durch die Vermittlung und Weitergabe von Zeichnungen, Fotografien und Habseligkeiten werden die Lebenszeugnisse dieser europäischen Flüchtlinge berühr- und erlebbar gemacht und gehen somit in den Erzählkanon des kollektiven Bewusstseins ein.

Die Regisseurin Christina Friedrich hat während zwei Jahren in Haifa mit den Überlebenden gelebt und gearbeitet. Es entstanden sieben Umschläge mit Zeichnungen. Gemeinsam mit dem Designer und künstlerischen Partner Michael Brauchli fand sie eine narrative und haptische Form für deren Weitergabe.

Die Umschläge mit den Zeichnungen werden tausendfach kopiert, geöffnet und weitererzählt, in Berlin, Vilnius, Montreal, Marseille, Warschau, Antwerpen, … . Orte, die die Lebensbögen der sieben Erzähler aus Haifa berührten und die sie selber nicht mehr erreichen können.

Mit einem an jedem Ort neu entstehenden Botenensemble erarbeiten sie die Adaption der sieben Biographien. Das Publikum wird zum Teilhaber und selbst zu Boten. Das Museum zu einem Transitort, die Stadt nimmt die verlorene Erzählung auf.

Die entstandenen Arbeiten auf Papier kartografieren eine imaginäre mindmap. Der uns aus der oral history vertraute Bote wird mündiger Erzähler. Mit KEEP ME IN MIND verwandelt sich die künstlerische Recherche in eine narrative Intervention, die sich stetig anreichert und grenzenlos bewegt.

Stimmen

„Weit abseits jeglichen Erinnerungskitsches und überbordender Betroffenheitsrhetorik berühren die Geschichten und die Zeugnisse der Überlebenden zutiefst – die Zeichnungen, die das Grauen abzubilden versuchen ebenso wie die Fotos aus der Nachkriegszeit, die – wie etwa das Foto von der Sesselliftfahrt in den Alpen – scheinbare Normalität widerspiegeln. Überzeugend finde ich das Mittel der Boten der Erinnerung. (…) Zeugenschaft kann nicht vererbt werden, aber die Erzählungen der Überlebenden – mit allen Brüchen – können weitergegeben werden, und man kann sich an die konkreten Menschen erinnern: Keep me in mind.“

DR. JENS-CHRISTIAN WAGNER
Leiter der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora

„Den Stein umdrehen, der sich auf die Toten
und die Lebenden gelegt hat.“

CHRISTINA FRIEDRICH

„Die Verschränkung von Biographie und
Topographie als Signum eines Kontinents.“

DR. BERTHOLD FRANKE
Goethe-Institut, Brüssel